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Geröstetes Sesamöl - Das exquisite Öl zum Kochen und Braten


Viele Kilometer nördlich von Tokio liegt, versteckt in den Bergen, die alte, wehrhafte Stadt Aizu. Im vorigen Jahrhundert war Aizu der Schauplatz heftiger Kämpfe, als der letzte der Samurai, Daimos, sich dem Angriff der kaiserlichen Truppen widersetzte. Heute ist Aizu ein kulturelles Zentrum und für sein traditionelles japanisches Kunsthandwerk, z.B. die Herstellung von Lackwaren, bekannt. In dieser historischen Stadt befindet sich eine der letzten traditionellen Olpressen, die Sesamöl-Manufaktur der Familie Hiraide.



Sesamöl ist ein ausgezeichnetes Öl zum Kochen und Braten, das sich durch seinen kräftigen, abgerundeten Geschmack einen Stammplatz in der feinen japanischen Küche erobert hat. Darüberhinaus ist Sesamöl auch weltweit eines der reinsten und gesündesten Ole. Es enthält Linolsäure, eine der essentiellen Fettsäuren, die der Körper selbst nicht herstellen kann, die er aber für normales Wachstum, gesundes Blut, gesunde Arterien und Nerven sowie für den Zellaufbau braucht. Die essentiellen Fettsäuren erhalten die Haut und andere Gewebe jugendlich und gesund, denn sie verhindern ihr Austrocknen und beugen einer möglichen Schuppenbildung vor. Jüngste wissenschaftliche Forschungen haben auch gezeigt, daß diese essentiellen Fettsäuren maßgeblich an der Regulierung des Blutdruckes, der Cholersterinwerte und des biochemischen Austausches zwischen den Zellwänden beteiligt sind.



EIN TRADITIONELLES VERFAHREN WIRD WEITERGEFÜHRT



Das traditionelle Verfahren, das von der Familie Hiraide heute noch angewendet wird, nennt sich Tama Shibori oder „einfaches Pressen“. Mit dieser Jahrhunderte alten Methode wird ohne hohe Temperaturen oder Einsatz von Chemikalien ein Sesamöl mit frischem, nussigen Aroma gepreßt, das die wertvollen Eigenschaften des Ols bewahrt.


Die Familie Hiraide beginnt zunächst mit der Auswahl der goldenen Sesamsaat, der besten Qualität, die es gibt. Dann wird der Sesam langsam in einer traditionellen holzbefeuerten Röstvorrichtung geröstet. Laut Kichisaburo Hiraide, dem Oberhaupt der Familie, der den Betrieb in der fünften Generation leitet, erwärmt das Holzfeuer den Sesam von innen her. Elektrisch betriebene Röstanlagen hingegen, meint Hiraide, erhitzen von außen her, was den typischen herben Geschmack normaler gerösteter Sesamöle verursacht, der bei holzfeuergerösteten Olen nicht auftritt.



Als nächstes wird der geröstete Sesam in einem einfachen Walzenstuhl gemahlen und einige Minuten leicht gedämpft. Das Dämpfen erhitzt und befeuchtet den Sesam und erleichtert das Pressen des Qles.



Nun wird der gedämpfte Sesamschrot in eine hölzerne Preßvorrichtung gefüllt, in die zwei Filter - einer aus Papier und einer aus menschlichem Haar - eingebaut sind, und gepreßt. (Die wenigen japanischen Ölhersteller, die nach wie vor Filter aus menschlichem Haar verwenden, behaupten, daß diese ihrem Ö1 die charakteristische „geschmeidige Konsistenz“ verleihen.)



Unter dem sanften Druck der Presse geben die geschroteten Sesamsamen bald ihr kostbares goldenes Ö1 frei, das durch die Filter dringt und an der Unterseite der Presse heraustropft. Diese erste Pressung, die den alten Betrieb mit warmem Nußaroma erfüllt, wird Jchiban Shibori genannt. Nach einer weiteren Filterung, diesmal durch handgeschöpftes Reispapier, wird das Ö1 ohne Zusatz von Konservierungsmitteln sofort in Flaschen abgefüllt.



Die meisten naturbelassenen pflanzlichen Ole werden leicht ranzig, wenn sie Licht oder Sauerstoff ausgesetzt sind und bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Bei Sesamöl hingegen wird durch geringe Mengen an Sesamol und Sesamolin - natürliche Nebenprodukte aus der Sesamsaat - die Oxidation unterbunden. Dies ist der Grund, weshalb Sesamöl am wenigsten unter allen genießbaren Olen zum Ranzigwerden neigt und auch nach längerer Zeit kaum an Geschmack verliert.



Das einfache, aber arbeitsaufwendige Verfahren, das die Familie Hiraide seit mehr als 150 Jahren anwendet, mag im Vergleich zu den modernen technischen Möglichkeiten unpraktisch erscheinen. Kichisaburo Hiraide und sein Sohn Yuichi stellen an einem langen Arbeitstag nur die bescheidene Menge von dreißig Litern Sesamöl her. Große Olmühlen dagegen produzieren mühelos viele Hektoliter pro Tag. Allerdings verliert das Ö1 durch die industrielle Hochgeschwindigkeits-Extraktion seinen Geschmack, sein Aroma, seine natürliche Farbe und seine wertvollen natürlichen Fettbegleitstoffe. Um dann auch noch den letzten Tropfen aus den Samen zu pressen, setzen die Großbetriebe dem geschroteten Sesam während des Pressens Hexan - ein Lösungsmittel aus der Petrochemie - zu. Das mit Hexan extrahierte Ö1 wird anschließend mit Natriumhydroxid neutralisiert und durch Erhitzen über mehrere Stunden auf 200 Grad Celsius geruchlos gemacht.


Vergleicht man echtes Hiraide Sesamöl mit jenen - meist industriell hergestellten - Ölen, wie sie in asiatischen Lebensmittelmärkten erhältlich sind, dann wird der Unterschied deutlich. Das Industrieprodukt ist dunkel und besitzt einen sehr dominanten und strengen Geschmack. Echtes Hiraide Sesamöl dagegen, das unter der Marke ARCHE erhältlich ist, weist eine helle, goldene Färbung auf. Es riecht und schmeckt wie frisch geröstete Sesamsamen und besitzt die oben beschriebene „samtig-weiche“ Konsistenz.



Echtes geröstetes Hiraide Sesamöl ist mehr als ein wohlschmeckendes, nahrhaftes Lebensmittel. Es ist einer der historischen Kulturschätze von Aizu, ein Uberrest des alten Japan.